Erasmus+: Martha in Kopenhagen

Hey, ich bin Martha, 16 Jahre alt und gehe in die EF. 

Von August 2024 bis Dezember 2024 war ich für fünf Monate mit Erasmus in Kopenhagen, der Hauptstadt Dänemarks, und ich bin dort zur St. Petri Skole gegangen.

Schon seit der 8. Klasse, wollte ich gerne einen längeren Austausch mit Erasmus machen, um eine andere Kultur kennenzulernen und Erfahrungen zu sammeln.

Schon ziemlich früh, zu Beginn der 10. Klasse, hatte ich mich mit Herrn van Megen zusammengesetzt, um zu überlegen, welche Länder in Frage kommen und wie das alles mit der Organisation läuft.

Als meine Mutter dann die Sankt Petri Skole – die Deutsch Dänische Auslandsschule in Kopenhagen – im Internet gefunden hatte, die auch explizit Schüler*innen für einen Austausch aufnimmt, habe ich mit Moritz Schick, dem Oberstufenkoordinator der Sankt Petri Schule geschrieben und mich dann angemeldet. Im April 2024 bin ich mit meiner Mutter auch dort hingefahren und konnte einen Tag lang die damalige 11. Klasse besuchen und mir alles anschauen, was mich auch nochmal mehr überzeugt hat, es zu machen.

Die Organisation zwischen den Schulen war relativ unkompliziert, es mussten nur ein paar Formulare für Erasmus und die Beurlaubung ausgefüllt werden. Was allerdings komplizierter war, war die Suche nach einer Gastfamilie. Die Schule in Kopenhagen hat zwar auch geholfen und einen Steckbrief von mir in ihr Intranet gestellt, wodurch sich aber leider nichts ergab. Ich hatte dann erst im Mai das Glück, dass wir über eine App eine Frau gefunden haben, deren Kinder ausgezogen waren und sie ein Zimmer frei hatte. Wir haben dann einmal mit ihr über FaceTime telefoniert und alles besprochen. Die Wohnung hatte auch eine super Lage im Stadtteil Nørrebro, von wo aus ich mit dem Fahrrad, welches sie mir netterweise geliehen hat, nur 15 Minuten zur Schule brauchte (welche auch im Zentrum von Kopenhagen liegt). Wir haben dann einen Vertrag gemacht, den Zug gebucht und ab dann war endlich alles sicher.

Am 4.08. hat mein Vater mich dann nach Hamburg gebracht und mich am Hauptbahnhof verabschiedet, meiner Mutter und meiner Schwester musste ich schon in Münster Tschüss sagen. Von da aus bin ich fünf Stunden nach Kopenhagen gefahren, wo mich meine Gastmutter dann vom Bahnhof abholte.

Ich war zu Beginn natürlich sehr aufgeregt und hatte Sorgen, das irgendwas schiefläuft oder ich mich nicht einfinden kann, aber vorallem habe ich mich gefreut, dass es endlich geklappt hat und ich da bin.

Meine Gastmutter war echt lieb, sie war zwar viel arbeiten, wodurch wir nicht sehr viel miteinander gemacht haben, aber ich konnte mich immer an sie wenden, wenn ich Fragen hatte. Wir haben die meiste Zeit auf Englisch kommuniziert, dadurch war alles sehr unkompliziert. Ich musste selber einkaufen und kochen, wir haben uns mit dem Putzen abgewechselt. Das ,,alleine‘‘ leben war nicht immer einfach, aber ich habe viel gelernt.

 Am nächsten Tag musste ich dann nämlich tatsächlich auch direkt zur Schule, wo ich von Moritz und Solveig (meiner Dänisch Lehrerin), begrüßt wurde. Die erste Woche war allerdings nur ein ,,Crash Kurs‘‘ für alle Austauschschüler*innen, um schonmal etwas Dänisch zu lernen, was sehr entspannt war.

In meiner zweiten Woche habe ich dann das erste Mal meine ganze Stufe bzw. meine ganze Klasse kennengelernt. Da es eine Auslandsschule ist, waren wir eine sehr, sehr kleine EF. Wir waren nur 16 Schüler*innen und davon waren zwei andere auch nur für 6 Monate da. Das war natürlich erstmal sehr ungewohnt. Alle in meiner Klasse konnten aber dementsprechend Deutsch und Dänisch sprechen, weshalb wir dann meistens Deutsch miteinander gesprochen haben. Die meisten sind wegen der Arbeit ihrer Eltern nach Kopenhagen gezogen.

In der dritten Woche waren wir mit der gesamten Oberstufe auf Introtur, im Norden von Sjælland, wo wir uns z.B beim gemeinsamen Kochen und Spielen richtig kennengelernt haben. Meine ganze Klasse war wirklich toll, wir haben uns echt schnell alle eingefunden und jeder konnte mit jedem auskommen.

Der Unterricht war tatsächlich ziemlich ähnlich zu dem an der GeMM, was aber vielleicht auch daran lag, dass die Auslandsschulen nach dem Thüringer Lehrplan arbeiten. Ein großer Unterschied war natürlich, dass man die Lehrer duzt. Daran musste ich mich am Anfang zwar dran gewöhnen, es war aber wirklich toll, weil man so viel mehr eine Beziehung zu seinen Lehrern hatte. Der Unterricht war dadurch auch etwas entspannter bzw. persönlicher, auch dadurch, dass wir so wenige waren. Auch die Unterrichtszeiten waren ziemlich ähnlich, wir hatten meistens bis 14:40 Uhr oder 15:35 Uhr Schule. Die Fächer wurden alle auf Deutsch unterrichtet, abgesehen von Historie und Samfundsfag (Sozialkunde). In den beiden Stunden hatte ich dann aber immer DSA, also der Dänisch für Anfänger Kurs, was auch echt Spaß gemacht hat. Dänisch kann man beim lesen eigentlich ziemlich gut ableiten, aus dem Deutschen oder Englischen, nur die Aussprache zu lernen war schwieriger. Wir waren einmal in der København University und haben dort mit Studenten Dänisch, bzw. für sie Deutsch, gelernt und an einem Tag bekamen wir Besuch von ehemaligen Schüler*innen mit denen wir uns ausgetauscht haben.

Ich habe vor allem mit Viola, Nilgün, Helene und Sonia (die auch nur für fünf Monate da war), sehr viel gemacht. In den Pausen sind wir eigentlich immer zu 7eleven oder zum Espresso House gegangen. Im Sommer waren wir nach der Schule oft im Ørstedspark oder im Kongens Have, vor dem Rosenborg Slot und haben Pizza gegessen, oder sind in die Stadt gegangen. Ein paar Mal waren wir auch am Amager Strand, der mit der Metro in 15 Minuten zu erreichen war. Alleine war ich gerne im Assistens Kirkegård spazieren, der direkt neben der Wohnung lag, oder im Frederiksberg Centret, wo ich auch hinlaufen konnte.

Im Winter waren wir dann gerne auf den Weihnachtsmärkten. Viola und ich sind auch einmal mit dem Zug nach Malmö rübergefahren und waren dort auf dem Weihnachtskonzert unserer Mathelehrerin 

Eine Freundin aus Deutschland hat mich sogar einmal für eine Woche besucht und durfte mit in den Unterricht kommen, was sehr schön war. Meine Eltern und meine Schwester haben mich auch einmal besucht und ich konnte ihnen die Stadt zeigen. Da waren wir im Contemporary Art Museum, am Nyhavn und in Reffen, einem Street Food Markt am Hafen. Wir mussten natürlich auch dänisches Softeis mit Lakritz Drys und Ekstralagret Ost essen.

Kopenhagen war von der Größe wirklich angenehm für eine Hauptstadt, es war nie zu voll und man konnte alles einfach und schnell erreichen. Am besten natürlich mit dem Fahrrad, Kopenhagen ist ja als Fahrradhauptstadt bekannt. Was ein Nachteil war, ist dass alles viel teurer ist, was man vor allem bei Lebensmitteln gemerkt hat, aber auch Klamotten kosten immer etwas mehr, als wenn man sie in Deutschland kauft.

Vorallem die Weihnachtszeit war sehr schön mitzuerleben, da hab ich dann auch richtige dänische Traditionen kennengelernt. Es gibt z.B das Luciafest am 13. Dezember, um die Heilige Lucia zu ehren. An meiner Schule wurde auch eine Heilige Lucia ausgewählt und weitere Schüler*innen sind mit leuchtenden Kränzen, durch die Klassen gegangen und haben traditionelle Lieder gesungen. Wir hatten ein ,,Julefrokost’’, eine Art weihnachtliches Mittagessen, mit der Klasse, wo es unter anderem Æbleskriver (ähnlich wie Quarkbällchen) oder brunede kartofler (karamellisierte Kartoffeln), gab. An meinem vorletzten Schultag haben wir mit der Oberstufe einen ,,Store Bagedyst’’ gemacht, das ist eine, in Dänemark sehr berühmte Reality-tv Backshow. Dort haben wir Lebkuchenhäuser verziert und Plätzchen gebacken.

Dann war am 20. Dezember auch schon mein letzter Tag. Nachdem ich alles gepackt hatte, mich von meiner Gastmutter und meinem dortigen Zuhause verabschiedet hab, bin mit meinen Koffern zur Schule. Der Abschied von meiner Klasse war wirklich am schwersten, da wir in so einer kurzen Zeit, alle so eine tolle Gemeinschaft geworden sind. Sonia hatte auch ihren letzten Tag und wir wurden beide ganz lieb verabschiedet.  Dann hat mich Viola auch schon mit zum Bahnhof begleitet und plötzlich war meine Zeit in Kopenhagen vorbei und ich bin wieder zurück nach Hause gefahren.

Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich, dank Erasmus und meinen Eltern, die Chance hatte, soviel Neues zu lernen sowie tolle Menschen und eine schöne Stadt in einem zu Beginn fremden Land kennenzulernen. Ich werde diese Zeit immer in guter Erinnerung behalten und kann jedem nur empfehlen sowas auch zu machen!