WIE WIR ARBEITEN

GeMM4Future - BNE

„Wenn wir die Kinder des 21. Jahrhunderts von Lehrern mit einem Ausbildungsstand des 20. Jahrhunderts in einem Schulsystem unterrichten lassen, das im 19. Jahrhundert konzipiert wurde und sich seitdem nur graduell verändert hat, dann kann das so nicht funktionieren.“

Andreas Schleicher, Direktor Bildung und Kompetenzen bei der OECD, PISA Koordinator

Quelle: https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/pisa-interview-schneewittchen-und-die-bildungsreformen-a-525753.html

Eine gerechtere und nachhaltigere Welt steht im Mittelpunkt der Bemühungen der UNESCO, und auch wir als Schule für Alle im Zentrum der Friedensstadt Münster teilen dieses Anliegen.

Dabei liegt uns insbesondere die Bildung für nachhaltige Entwicklung am Herzen. Deshalb nehmen wir aktiv die Anregung der Agenda 2030 auf, die von den Mitgliedsstaaten der UN im Jahr 2015 verabschiedet wurde. Die darin festgelegten 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs), prägen unser Schulleben im Unterricht und auch außerhalb.

Um unserem Bestreben, Antworten auf die drängenden Zukunftsfragen der Menschheit zu finden und Verhaltensregeln für jeden Einzelnen zu entwickeln, Rechnung zu tragen, ist das Thema „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ zum zentralen Schulentwicklungsthema der GEMM geworden.

GeMM4Future - Sek 1

Die Vermittlung von Basiswissen wird in Zukunft nur noch einen zunehmend kleiner werdenden Teil der Schulzeit in Anspruch nehmen. Vielmehr ist es Wunsch der gesamten Schulgemeinde und auch eine Forderung der OECD, den Schüler:innen mehr Freiraum für interessengeleitetes und am Individuum ausgerichtetes Lernen zu ermöglichen, damit sie mit Hilfe von Kompetenzen wie Kritisches Denken, Kollaboration, Kreativität und Kooperation dazu befähigt werden, ihre Zukunft aktiv mitzugestalten.

Lernen soll vor allem dazu beitragen, ein aktives und humanes Gemeinwesen aufzubauen. Dabei soll es allen ermöglicht werden, einen Teil an Verantwortung in der Gemeinschaft zu übernehmen.

Das bedeutet in der aktuellen Situation: Schule muss die wichtigen und „großen“ Fragen der Zukunft aufgreifen und Schüler:innen die Gelegenheit bieten für sich zu klären, wie sie und in welcher Welt sie zukünftig leben wollen und aktiv und wirksam dazu beitragen können.

Um solche Lerngelegenheiten zu ermöglichen, ist es notwendig im Unterrichtsraster einen Platz zu schaffen, der ein fächerübergreifendes, an den 4Ks ausgerichtetes Lernen bietet.

Wir schaffen diesen Platz in den drei (ab Jahrgang 9 zwei) GeMM4Future-Stunden.

Neben den individuellen Lernwegen zum Erwerb von Basiswissen im Lernbüro steht in den GeMM4Future Stunden der Erwerb von (Meta-) Kompetenzen mit Hilfe von kooperativen Lernformen im Vordergrund. Das Lernbüro berücksichtig unter anderem das Lernen im eigenen Tempo und basiert auf Selbstorganisation und Eigenverantwortung, gestützt durch eine strukturelle Absicherung mit Hilfe von Logbuch, Reflexion, intensiver Beratung und Begleitstrukturen.

Das Lernen im Projekt in den GeMM4Future-Stunden mit den inhaltlichen Anknüpfungspunkten an den global Goals, den eigenen Interessen und der Arbeit im Team kommt den Anforderungen einer zukunftsorientierten Lernform noch näher und bietet gleichzeitig eine gute Möglichkeit, die Selbststeuerung weiter zu fördern. Vor allem die Stärkung der Metakompetenzen (Problemlösekompetenzen, Kritisches Denken, Kooperations- und Teamfähigkeit, Konstruktive Konfliktkompetenzen, Präsentation und Reflexion von Arbeitsprozessen etc.) spielen neben der Aneignung von Wissen eine große Rolle. Die damit verbundene Verstetigung eines konstruktiven Schulklimas durch die Förderung von sozialen Kompetenzen unterstützt dabei in hervorragender Weise den Erziehungsauftrag der Schule.

Neben der sicher auch noch notwendigen Weitergabe an tradierten und entwickelten Erkenntnissen, Einsichten und Techniken und dabei vor allem Basiswissen aus den verschiedenen Fachrichtungen, ist es sehr wichtig, dass die heranwachsende Generation in der Lage ist, sich das jeweils notwendige Wissen selber anzueignen und daraus kreative Lösungs- und v.a. Handlungsansätze zu entwickeln um so Selbstwirksamkeit zu erfahren. Die GeMM4Future Stunden bieten genau diese Möglichkeiten, Probleme nicht nur zu beschreiben und zu erkennen, sondern vielmehr Handlungsansätze zu planen und diese wenn möglich auch umzusetzen.

 

Konkrete Umsetzung:

Die Planung und Durchführung der Stunden erfolgt in Doppelbesetzung, möglichst durch die Klassenlehrer:innen des Jahrgangs. Zwei Lehrkräfte des jeweils neuen 5er-Teams werden im Jahr vorher (bis zum endgültigen Aufbau) als Multiplikator:innen durch das Aachener Bildungsnetzwerk „Lernen im Projekt“ ausgebildet. Alle Klassenlehrkräfte des neuen 5er-Teams werden durch Expert:innen von „Lernen in Projekten“ in der letzten Woche des Schuljahres fortgebildet. Die für das Projekt benötigte Zeit von drei Stunden kommt im ersten Jahr jeweils aus den Fächern Religion, PZ (Projektzeit GL+NW), Zusatz-Stunde Deutsch und im 2. Jahr, also im Jahrgang 6 aus den Fächern Musik/Kunst, PZ und Sport. Für die folgenden Jahre liegt der Schulkonferenz bereits ein Entwurf vor – es ist geplant, dass jedes Fach (außer PZ, das häufiger beteiligt ist) einmal im Laufe der Jahre 5 – 10 eine Stunde in die GeMM4Future Stunden hineingibt.

Zur Unterstützung der Planung der Projekte gibt es eine Taskcard, auf der viele Ideen, Einstiege, Feedbackbögen etc. hinterlegt sind und damit den Einstieg in die Arbeit im Projekt erleichtern, desweitern stehen bereits erfahrene Kolleg:innen für Rückfragen, Hilfe und Unterstützung zur Verfügung.

Das Projekt wird prozessbegleitend durch die Steuergruppe evaluiert. Eine erste Implementierung im Schulprogramm ist bereits verabschiedet. Über die Fortführung / Anpassung wird jährlich in der Schulkonferenz entschieden.

Die Klassenlehrer:innen – perspektivisch unter Beteiligung der Schüler:innen – wählen ein Oberthema aus: beispielsweise Glück, Krieg und Frieden, Vielfalt, Wetter und Klimawandel, Wasser, gesundes Leben, Müll, Energie, Heimat, Was mich bewegt, Geheimnis Mensch, u.a..

Zu dem Oberthema gestalten die Klassenlehrkräfte ggf. aber auch Schüler:innen der Oberstufe einen Input und eröffnen damit Ideen für mögliche eigene Projektthemen. Die Schüler:innen wählen  interessensgeleitet ein eigenes Thema aus und finden sich in klassen- aber auch jahrgangsübergreifenden Guppen zusammen. Anschließend entwickeln die Schüler:innen gemeinsam einen Projektablaufplan, führen ihr Projekt durch, präsentieren und evaluieren es.

Die Präsentation soll dabei möglichst handlungsorientiert erfolgen. Das bedeutet, dass mögliche Projetideen auch in der Schule, in anderen Einrichtungen, der Wohn- oder Schulumgebung oder Stadt umgesetzt werden. Beispiele können die Umgestaltung von Lernräumen, Schulhöfen oder das Installieren von Photovoltaikanlagen sein.

Die Erfahrungen des letzten Schuljahres haben alle beflügelt, weil wunderbare Projekte entstanden sind, wertvolle Erfahrungen auf allen Seiten gemacht wurden und die Evaluation extrem positiv ausgefallen ist. Selbstverständlich gilt es noch nachzusteuern – aber das ist gute Tradition in unserer Schulgemeinde und wird auch in diesem Fall zu einer stetigen positiven Entwicklung führen.

GeMM4Future - Sek 2

Seit dem Schuljahr 2022/23 ist Nachhaltigkeit auch in der Einführungsphase (EF) der Oberstufe ein fester Bestandteil unseres Konzepts. In diesem wichtigen Abschnitt werden unsere Oberstufenschüler:innen durch kurze Workshops, Vorträge, Exkursionen etc. mit dem Thema „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ vertraut gemacht. Wir möchten unsere Schüler:innen nicht nur auf die Herausforderungen einer sich verändernden Welt vorbereiten, sondern auch dazu ermutigen, aktiv an einer nachhaltigen Entwicklung mitzuwirken. Dazu gehört es, ihnen Informationen zu den 17 globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung der UN zu vermitteln.

Diese Ziele bilden eine Roadmap für eine bessere Zukunft und dienen als Leitfaden für unser Engagement. Wir wollen aber nicht nur auf globale Themen eingehen, sondern auch lokale Beispiele für nachhaltiges Engagement aufzeigen. Es ist uns wichtig, unseren Schüler:innen zu zeigen, wie sie sich in ihrer eigenen Umgebung für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen können. Ob es um Umweltschutzprojekte, soziales Engagement oder nachhaltige Initiativen geht – wir möchten sie ermutigen, selbst aktiv zu werden und ihre Ideen einzubringen.

Durch diesen Fokus auf nachhaltige Entwicklung möchten wir bei unseren Oberstufenschüler:innen ein Bewusstsein schaffen und sie für die Bedeutung von Nachhaltigkeit in unserer Gesellschaft sensibilisieren. Sie sollen verstehen, dass sie als junge Menschen eine wichtige Rolle dabei spielen, eine lebenswerte Zukunft für sich und kommende Generationen zu gestalten.

In der Qualifikationsphase bietet sich den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, ihre in der EF entwickelten Ideen in eine Facharbeit oder in eine „besondere Lernleitung“ münden zu lassen. Die curricularen Vorgaben der einzelnen Fächer werden in dieser Phase (Q1 und Q2) ausgeschärft und in Bezug auf „BNE“ fokussiert, sodass viele Aspekte der „BNE“ aus der EF in der Q1 und Q2 aufgegriffen und fundiert weitergeführt werden.

Fächerübergreifender Unterricht (ausgehend von den Fächern Deutsch und Englisch) unterstützt die Fokussierung auf BNE Aspekte.

Gleichzeitig werden Projektkurse in der Q1 angeboten, welche den Leitgedanken der 17 globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung der UN konkret aufnehmen und umsetzen. Die Zusammenarbeit mit Arbeitskreisen,. Wie u.a. „Fair Trade“, „Gegen Rassismus“, „Nachhaltigkeit“ etc. sind ausdrücklich gewünscht und werden gefördert. Hier zur Sek II

Ziel ist es, den Schüler:innen zu ermöglichen, ihre eigenen Stärken und Interessen in Bezug auf nachhaltige Entwicklung zu entdecken und weiterzuentwickeln. Denn wir sind überzeugt, dass jeder Beitrag, sei er auch noch so klein, einen großen Unterschied machen kann – sowohl für uns als Einzelpersonen als auch für unsere Gemeinschaft und die Welt, in der wir leben.

Erlasse und Bezüge

Unsere Schule setzt sich nachdrücklich für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ein und wird in diesem Bestreben durch den offiziellen Erlass des Kultusministeriums unterstützt. Dieser Erlass legt fest, dass BNE an öffentlichen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen sowie Schulen in freier Trägerschaft verbindlich ist. Wir nehmen diese Verantwortung ernst und integrieren BNE in unseren Lehrplan und die Ausgestaltung des Schullebens.

Der Referenzrahmen des Landes Nordrhein-Westfalen liefert wertvolle Impulse und Anregungen für unsere Bemühungen. Um sicherzustellen, dass unsere BNE-Initiativen den Bedürfnissen der Schüler:innen gerecht werden, führen wir kontinuierliche Evaluierungen durch, die eine gezielte Anpassung unserer Workshops und Lehrinhalte ermöglichen.

Unser Engagement für Nachhaltigkeit wurde bereits vielfach honoriert. Wir sind Inhaber des Titels „Fair Trade School“ und wurden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit der Auszeichnung „demokratisch handeln“ geehrt. Zudem tragen wir u.a. das Gütesiegel „Gesunde Schule“ – allesamt Preise, die unsere Schule für ihr nachhaltiges Engagement erhalten hat. Unsere anhaltende Teilnahme und Siege beim Stadtradeln über mehrere Jahre hinweg unterstreichen ebenfalls unsere Motivation für eine nachhaltige und verantwortungsbewusste Gemeinschaft.

Das gesamte Konzept können Sie sich auch hier als PDF downloaden. 

 

Projektbeispiele der SEK II

„UNTIS APP mit dynamischem Lernbüro: The Schedular“

Das  Projekt soll als eine Art Stundenplan-App im Schulalltag für Lehrkräfte und Schüler*innen helfen, indem es das Prinzip von Untis erweitert und die wählbaren Lernbüros, die sich dynamisch in den eigenen Plan einfügen sollen, integriert.

Dazu hat die Gruppe eine APP selbst programmiert und wird so nachhaltig die Lernkultur an der Schule verbessern.

Beispiel „Mülltrennung in der Grundschule“

Eine Schülerin entwirft für eine Grundschule in Münster Workshops und Anleitungen für Mülltrennung. Dazu zählt auch ein organisierter Besuch der AWM. Eine Nachbereitung zeigt der Schülerin, wie die von ihr gecoachten Gruppen das System in der Klasse durchführen.

Zwei Schülerinnen haben während der BNE-Herausfoderungen einen Workshop zu Kinderrechten entwickelt und durchgeführt. In dem jetzigen sechsten Jahrgang geben die beiden immer freitags einen großen Workshop für jeweils eine Klasse. Hierbei haben die beiden Unterstützung vom Kinderschutzbund der Stadt Münster.

Die gesamte Stufe hat zu Beginn des Schuljahres ein Plakat entwickelt und zu jedem der wichtigsten 10 Kinderrechte ein Erklärvideo erstellt. Über einen QR Code sind diese auf dem Plakat (wird als Banner auf dem Campus hängen) zu scannen, sodass die Schüler:innen und Schüler immer gut über ihre Rechte informiert sind. Gleichzeitig bietet das Plakat didaktisches Potential, da man über das gemeinsame Schauen der Videos mit Klassen über die Kinderrechte und deren globale Realisierungschancen ins Gespräch kommen kann. Zudem bietet es als Plakat auf einem öffentlichen Platz im Herzen von Münster auch Spaziergänger:innen und Interessierten die Möglichkeit, gut über die Kinderrechte informiert zu werden – sehr nachhaltig also😊.