Erfahrungsbericht-Erasmus+

4 Wochen Ibiza – Santa Eularia 2024
Hey, ich bin Mareike, aktuell Schülerin der EF. Ich habe mir einen längeren Sprachaustausch schon seit der 7. oder 8. Klasse gewünscht. Nun hat es wirklich geklappt und ich bin jetzt seit knapp einer Woche wieder in Deutschland.
Ich durfte vier Wochen in der drittgrößten Stadt Ibizas, Santa Eularia, verbringen. Mia, die 17 Jahre alt ist, war meine Austauschpartnerin und sie verbrachte zuerst vier Wochen zwischen August und September 2024 bei mir Zuhause.
Teil 1
Die Vorbereitungen für den Austausch fingen schon einige Monate zuvor an. Im Februar begannen sie damit, dass ich Frau Tahmas um ein Gespräch bat, um die ersten Informationen zu Erasmus+ zu erhalten. Sie war dann auch diejenige, die für mich Kontakt zu unserer Partnerschule, IES Quartó del Rei, auf Ibiza aufnahm und sich erkundigte, ob es möglicherweise jemanden gibt, der Interesse an diesem Austausch hätte. Ich schrieb einen Steckbrief, den wir an die Erasmus-Lehrer der spanischen Schule schickten. Und dann hieß es erst einmal auf eine Antwort warten. Im Juni erhielt ich eine Nachricht von Mia, sie hatte meine Nummer von der Schule erhalten. So begann der erste Kontakt. Ziemlich schnell dachte ich mir (sofern ich das zu diesem Zeitpunkt beurteilen konnte), dass sie mega sympathisch ist.
Nach den Sommerferien, am 20. August, war es dann so weit, und ich konnte sie mit meiner Mutter vom Hauptbahnhof in Münster abholen. Von nun an hatte ich eine weitere Mitbewohnerin bis zum 22. September.
Anfangs war ich sehr aufgeregt, hatte Sorgen und war sehr neugierig auf den nächsten Monat und darauf Mia kennen zu lernen.
Ich denke, wir haben schnell zueinander gefunden, dadurch, dass wir so viel Zeit miteinander verbracht haben.
Eine kleine Hürde bildete die Sprachbarriere, denn Mia konnte gar kein Deutsch und hat auch keinen Deutschunterricht. Sie wollte mit dem Austausch ihr Englisch Verbessern. So war die Interaktion und Integration in Gruppen, vor allem zu Beginn, etwas schwierig, da es für viele ungewohnt war, so viel Englisch zu sprechen. Zu zweit hatten wir zum Glück gar keine Schwierigkeiten, auch nicht in meiner Familie. Je nachdem mit welchen und wie vielen Menschen wir uns getroffen haben, war die Sprache ebenfalls kein Problem.
Ich habe die Zeit, in der sie bei mir und meiner Familie gelebt hat, sehr genossen, und es gibt viele Sachen, an welche ich mich sehr gerne zurückerinnere. Wir haben viel gemacht, z.B. nach der Schule auf meinem Bett gesessen und geredet, Musik gehört, aus Perlen Schmuck gemacht, ich habe versucht ihr Häkeln beizubringen und vor allem Fahrrad fahren wurde zu dem Highlight des Tages, da Mia super viel Freude daran hatte, weil auf Ibiza kaum Fahrrad gefahren wird. Wir waren mit meinen Freunden im Kanal schwimmen, Volleyball spielen, im Kletterwald und und und …
Wir hatten eine wirklich schöne Zeit in Deutschland.
Teil 2
In den zwei Wochen nach der Abreise von Mia hatte ich wieder etwas mehr meinen normalen Alltag als in den letzten vier Wochen. In der Woche vor meinem Flug war ich sehr aufgeregt und habe mir Sorgen gemacht, wie es wird und ich mich zurechtfinde. Gleichzeitig war es schwer, sich Sorgen zu machen, aber sich zu freuen, weil ich überhaupt nicht einschätzen konnte, was mich erwartete. Ich würde mich in einen Flieger setzen, der ca. 1.600 km über den Planeten fliegt, an einen Ort und zu Menschen, die ich nicht kannte und mit einer Sprachbarriere, da meine letzten Spanischstunden auch schon Wochen zurücklagen. Aber diese Ungewissheit hat es zugleich aufregend und spannend gemacht.
Am Flughafen hieß es nach einem letzten Kaffee mit meinen Eltern, Abschied zu nehmen. Nach ein paar langen Umarmungen (und ein paar Tränen) war ich alleine, auf mich gestellt und musste mich zurechtfinden.
Nach zweieinhalb Stunden im Flugzeug kam die Landung, dann das Aussteigen, ich musste meinen Koffer suchen und den Ausgang finden. Und da stand Mia. Sie und ihr Freund haben mich schon erwartet und es war wirklich schön, sie wiederzusehen.
Von ,,Ibiza“, der Hauptstadt Ibizas, sind wir mit ihrem Vater, Alex, nach St. Juan gefahren, wo wir etwas gegessen haben und ich das erste Mal Zeit hatte, durchzuatmen und zu realisieren, dass ich gerade auf Ibiza angekommen bin und die nächsten vier Wochen hier leben werde. Anschließend ging es nach Santa Eularia, wo Mia wohnt. Am zweiten Tag ging es nach einem Frühstück auf der Terrasse zum Strand und ich konnte erstmals in das Inselgefühl eintauchen.
Die Schule war 5-10 Autominuten entfernt, aufgrund der Entfernung sind wir jeden Morgen und Nachmittag mit dem Auto gebracht und abgeholt worden, so wie ziemlich alle anderen Schüler:innen auch.
In der Schule wurde ich herzlich willkommen geheißen, direkt in der ersten Stunde hat mich Kathi, eine deutschsprachige Lehrerin, aus dem Unterricht geholt, sie hat mir die Schule, die Bibliothek, die Cafeteria gezeigt und hat für mich ein tägliches Frühstück organisiert und dass ich jeder Zeit in die Bibliothek gehen konnte. Später hat sie mir noch einen Stundenplan sowie Lernmaterial gegeben. In der zweiten Woche wurde ich nochmal von Carlos, dem Geschichtslehrer von Mia, sowie dem Erasmus Koordinator der Schule begrüßt. Insgesamt waren die Lehrer super freundlich zu mir und ich habe sie als sehr gastfreundlich erlebt. Das war sehr gutes Gefühl willkommen zu sein und etwas an die Hand genommen zu werden. Das hat meinen Start definitiv erleichtert. Eva, eine Deutschlehrerin, war begeistert davon, dass ich da war und wir haben gemeinsam für eine 5. Klasse eine Deutschstunde geplant, die ich mit ihr leitete. In der Stunde habe ich auf Deutsch mit den Schüler:innen über Halloween und die deutschen Traditionen gesprochen.
Grundsätzlich, wenn man den Unterricht mit dem deutschen vergleicht, bzw. dem der Gesamtschule, ist mir aufgefallen, dass er auf Ibiza hauptsächlich aus Frontalunterricht besteht, und dadurch, dass sich Mia im Abschlussjahr befand, dementsprechend umfangreich und anspruchsvoll war. Außerdem gibt es Fächer, die wir nicht haben, wie Psychologie. Was überraschend fand war, dass bis auf den Spanischunterricht, alle Fächer nicht auf Castellano waren, dem Spanisch, welches wir in der Schule lernen, sondern auf Catalan. Catalan und Castellano sind zwei amtlich anerkannte Sprachen in Spanien und alle die Catalan sprechen, beherrschen auch Castellano, aber nicht alle, die Castellano sprechen, lernen Catalan. Es gibt viele Regionen, wo viel Wert darauf gelegt wird, dass die Schüler:innen Catalan lernen, ebenso auf Ibiza. Was wiederum ein eher negativer Punkt für mich war, dass ich kein Catalan spreche und so konnte ich keinen großen sprachlichen Mehrwert aus dem Unterricht ziehen, inhaltlich konnte ich auch nicht wirklich folgen. Ich konnte ausschließlich manchmal aus ähnlichen Worten den Kontext erschließen. Das Ganze hatte dann zur Folge, dass die Schule zeitweise nicht so spannend war, wenn ich nicht gerade an meinen Aufgaben aus Deutschland gearbeitet habe, von denen ich aufgrund der Ferien in Deutschland wenig aufhatte. Ich musste mich ebenfalls an die Schulzeiten gewöhnen, denn eine Schulstunde war so um die 55-60 min lang, was doch auffällt, wenn man 45 min gewohnt ist. Das Bewertungssystem unterscheidet sich auch von dem in Deutschland, die Noten gehen von 1-10, wobei 10 die beste Note ist. Was dem deutschen System ähnelt ist, dass ab einem bestimmten Jahrgang aufgeteilt wird, in sprachlichen und naturwissenschaftlichen Schwerpunkt.
Ihr Vater war oft nachmittags nicht da und wir haben auch nach der Schule oft Mittagessen gegessen und zusammen Siesta, also Pause, gemacht, bevor Mia angefangen hat zu lernen oder wir anderweitig etwas gemacht haben, wie Spiele zu spielen, spazieren, joggen oder schwimmen zu gehen. Die Zeit in der Mia gelernt hat, habe ich entweder genutzt, um selber Spanisch zu wiederholen, meine Schulsachen zu machen oder Filme auf Spanisch zu schauen, Spaziergänge zu machen oder ins Dorf zu laufen. Abends haben wir oft zusammen gekocht oder einfach bei einander gesessen und gequatscht. Anders als in Deutschland, wo wir eigentlich nur Englisch gesprochen haben, haben wir uns auf Spanisch unterhalten bzw. uns bemüht im Spanischen zu bleiben.
An den Wochenenden hatten wir oft mehr Energie und Zeit, etwas zu machen. In der ersten Woche haben wir uns beispielsweise im Fitnessstudio angemeldet, wo wir in den nächsten drei Wochen öfter waren, wir waren schwimmen, manchmal morgens oder abends, wenn es so richtig dunkel war. Und das war wirklich besonders.
Wir haben manchmal nach der Schule bei der Familie ihrer Mutter gegessen und auf deren Hund aufgepasst. Außerdem sind wir zwei oder drei Mal nach Ibiza-Stadt gefahren, um dort zu shoppen oder uns das Castillo, das Schloss in der Stadt Ibiza, anzusehen. Mia und ich haben uns Sant Carlos, ein nahes Dorf, angeschaut und waren auf dem Hippie-Markt Las Dalia, der sich neben dem Dorf befand. Ibiza ist bekannt für seine Hippie-Märkte, was ich dort auch gemerkt habe: sehr viele deutsche Touristen und dementsprechende Preise, aber trotzdem eine total schöne und freundlich Atmosphäre.
An meinem letzten Wochenende haben wir nochmal die Zeit genutzt und Alex hat uns zu einem wunderschönen Strand gebracht und am anderen Tag sind wir über die Insel gefahren, die kleiner ist als gedacht. Das war total cool, weil ich so nochmal ein weiteres Bild und einen besseren Eindruck von der Insel bekommen habe. Landschaftlich ist Ibiza stark bewachsen, sehr felsig und hügelig.
Grundsätzlich kann ich sagen, dass nicht nur die Lehrer:innen in der Schule, sondern alle, die ich getroffen und kennengelernt habe, unfassbar gastfreundlich und herzlich zu mir waren. Gerade bei Mia und ihrem Vater habe ich mich seit dem ersten Tag sehr wohlgefühlt.
In der letzten Woche fingen all die letzten Male an, was wirklich traurig war. Am letzten Tag haben Mia, ihr Freund und Alex mich zum Flughafen gebracht, wo ich mich erst von Alex und drinnen von Mia und ihrem Freund verabschiedet habe und irgendwie war es eine andere Verabschiedung, als die von Mia in Deutschland, einmal weil ich nicht sagen konnte, dass ich sie in zwei Wochen wieder sehen würde und auch immer noch nicht weiß, wann und ob ich sie wieder sehen werde (auch wenn ich plane sie im nächsten Sommer zu besuchen) und weil ich mich von Menschen und einem Ort verabschieden musste, die ich vorher nicht kannte und die ich in vier Wochen auf eine wirklich besondere und sehr intensive Weise kennengelernt habe.
Ich möchte mich noch bedanken, besonders bei meinen Eltern für ihre Unterstützung, danke an das Erasmus Team meiner Schule und natürlich auch bei den Lehrer:innen der IES Quartó del Rei, die mich so herzlich aufgenommen haben und natürlich ganz doll bei Mias Familie, die mich vom ersten Tag aufgenommen hat als gehörte ich dorthin. Und bei Mia, in der ich eine so unfassbar gute Freundin gefunden habe und wir so lustige und schöne Zeiten hatten.