Münsteraner Wochen gegen Rassismus im Podcast

Das wissen wir alle: Eine Geschichte klingt ganz anders, je nachdem, wer sie erzählt. Denn manche Fakten werden ausgebreitet, andere kaum erwähnt. Aber das soll nun auch mit unseren Schulgeschichtsbüchern so sein? Sachtexte – doch nicht so objektiv? Unsere Geschichtsbücher – doch nicht so multiperspektivisch wie gedacht?

Was Sechstklässler lernen im Kapitel der „Entdeckungen und Eroberungen“ des 16. Jahrhunderts, das wurde im letzten Schüler-Podcast der GEMM diskutiert: Nur 10 Prozent der indigenen Bevölkerung überlebte in Südamerika die Eroberung der Neuen Welt durch die Europäer. Aus Sicht der indigenen Bevölkerung gehört deshalb der Genozid in den Fokus dieses Kapitels- nicht die Erfolge der weißen Eroberer. Unsere Schüler erfahren sehr viel über die Renaissance in Europa mit vielen wissenschaftlichen Fortschritten, aber wenig darüber, was das für die ursprüngliche Bevölkerung Südamerikas bedeutet hat. Quellen aus der Sicht der Betroffenen fehlen. So werden grausame Fakten in der Geschichte wie der gewaltsame Tod so vieler Menschen „kleingeredet“ und zu einer Randnotiz. Sie werden zu „fragilen“ Fakten, die kaum wahrgenommen werden.

Studierende von Frau Professorin Mona Massumi hatten Schulbücher unter rassismuskritischer Perspektive untersucht. Einige der Rassismen waren für die Studierenden nicht auf den ersten Blick erkennbar. „Rassismus ist zwar nichts Subjektives, und es gibt klare Kriterien für Rassismus, die im rassismuskritischen Leitfaden zusammengefasst werden“, so Professorin Mona Massumi. „Aufgrund unserer eurozentristischen Normalität nehmen wir jedoch die Rassismen erst auf dem zweiten Blick wahr, da wir mit dieser Normalität aufgewachsen sind. Das heißt nicht, dass sie nicht problematisch und für betroffene Personen verletzend sein können.“

Die Ergebnisse wurden bei einem Interview der GEMM-Podcast-AG unter der Leitung von Hille Reil-Funke und Christine Bertels für eine Sendung auf Antenne Münster Bürgerradio vorbereitet. Die Studierenden fanden auch im Religions-, im Biologiebuch und im Schulbuch der Sozialwissenschaften überraschend Klischeehaftes und Ressentiments, die einem objektiven Anspruch und den Anforderungen einer diversen Gesellschaft nicht gerecht werden.

Hört doch mal rein: am 21.04. 2024 um 18.04 Uhr.