Gedenken zum 27. Januar

In Koordination mit der Villa ten Hompel und neun anderen Schulen in Münster wurde am 27. Januar erstmalig in diesem Jahr ein schulübergreifendes Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus durchgeführt. Anlässlich des Gedenktages vom 27. Januar bereiteten die 9ten Klassen der GEMM ein Projekt an den Stolpersteinen in Münster vor und zwei siebte Klassen wurden für das Tommy- Projekt ausgewählt.

Im Tommy- Workshop, der sich mit den Fragen der Ausgrenzung, des „Anders-Seins“ und des Extremismus beschäftigte, diente ein in einem Konzentrationslager entstandenes Kinderbuch als Grundlage dieses Projekts. Dieses Kinderbuch fertigte einst der Prager Zeichner und Journalist Bedrich Fritta für seinen Sohn Tommy an. Nachdem die Familie Fritta im Dezember 1941 nach Theresienstadt deportiert worden war- Thomas war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal ein Jahr alt – zeichnete sein Vater, der hier getrennt von seinem Sohn leben musste, Zeichnungen für seinen Sohn an. In diesen Zeichnungen gibt er eine Idee vom Leben außerhalb des Lagers, ein Leben, von dem man in einem KZ nur träumen konnte. Die Zeichnungen drücken Sehnsucht, aber auch Mut und Hoffnung aus. Im Rückschluss konnten die Schüler darüber sprechen, welche Entbehrungen der kleine Tommy ertragen musste.

Sowohl Tommys Vater als auch seine Mutter fanden den Tod im Konzentrationslager, denn die heimlichen Zeichnungen Frittas wurden von den Nazis entdeckt. Tommy selbst wuchs nach der Befreiung von Theresienstadt bei den Freunden der Eltern, Erna und Leo Haas auf, die den Jungen adoptierten. Der damals vierjährige Junge war einer von etwa 150 Kindern, die das KZ Theresienstadt überlebt haben – eines von ursprünglich 15 000.

Anlässlich des Holocaust-Gedenktages hatten sich Schüler und Schülerinnen der neunten Klassen mit den Biographien von Personen beschäftigt, derer durch die Stolpersteine gedacht wird. An den entsprechenden Stolpersteinen informierten sie über den Werdegang und das Schicksal der jüdischen Mitbürger und hatten auch Fotos dabei. Die Münsteraner reagierten sehr positiv und nahmen sich einige Minuten Zeit, um den Schülern kurz zuzuhören und in das Gedenken einzustimmen.

In der Mittagszeit versammelten sich alle Schüler und Schülerinnen im Rathausinnenhof, wo sie von Herrn Bürgermeister Markus Lewe begrüßt wurden und wo die Veranstaltung mit einem gemeinsamen Gedenken abgeschlossen wurde.